34. Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt mit öffentlichen Veranstaltungen in Weil, Schopfheim und Basel

In diesem Jahr feiert die „Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt“  ihre 34. Auflage, und zwar vom 15.03.-17.03.2024. Erste öffentliche Lesung ist schon traditionell am Freitag, dem 15.03., 20h00, im Alten Rathaus in Altweil. Nach der Werkstattarbeit in der Stadtbibliothek Schopfheim am Samstag zum Thema kalt-wärmer-heiß und dem Empfang im Rathaus findet abends um 20h00 der Auftritt in Sankt Agathen, Schopfheim-Fahrnau statt. Ebenso treten die Autorinnen und Autoren wieder am Sonntag, 11h00, in der Bibliothek der „Allgemeinen Lesegesellschaft Basel“, direkt neben dem Münster, auf. Es wird eine äußerst spannende Mischung von Dialekten zu hören sein, wenn zum Beispiel das Schweizer Liedermacherduo „Wunderkram“, Sonja Wunderlin und Gabriel Kramer aus Laufenburg, mit ihrem Fricktäler Alemannisch auf die im Salzburger Land lebende Österreicherin Gundi Egger mit ihrem Pinzgauer Dialekt treffen; oder Evelyne Troxler mit Elsässerditsch auf die Markgräflerin Catharina Müller. Der im Kleinen Wiesental lebende Initiator Markus Manfred Jung sowie Volker Habermaier, Schwabe von Herkunft, als Moderator komplettieren wie gewohnt das Septett.

Gundi Egger, geboren 1959 in Mittersill, Bundesland Salzburg, Österreich, absolvierte eine Schulausbildung an der Bundeshandelsakademie Zell am See und wurde Bilanzbuchhalterin und diplomierte Steuersachbearbeiterin in Steuerberatungskanzleien. Ab 2004 war sie bei der Gemeinde Stuhlfelden beschäftigt, ab 2009 als Amtsleiterin, ging 2019 in Pension und ist seither beschäftigt mit dem Aufbau des Gemeindearchivs Stuhlfelden und mit der Schriftleitung bei der Erstellung einer Chronik für die Gemeinde. 2023 erhielt sie die Bestellung zur Stadtarchivarin von Mittersill. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkel. Sie hat das Buch „Wasser, Wünsche, Wolkenreiter“  veröffentlich und ist Mitautorin in Anthologien wie „Salzburger Dialektmosaik“, „Achtstimmig“, „Da Pinzgau is a Gfüh“  oder „Federleicht“.

Schreiben bedeutet für sie, dass sie Leser einladen möchte, mit ihr ein Fenster zu öffnen und auf Entdeckungsreisen zu gehen, miteinander der Sehnsucht Flügel zu verleihen und für Momente den Alltag zurückzulassen. Gerne arbeitet sie in den Archiven von Mittersill und Stuhlfelden, wo sie ab und zu wieder Geschichten entdeckt.

Mei Wunsch

Schreibm mecht i
üwa woache Woikn
eitauchn in an Küwö blaua Farb
de i üwan Himmö schitt
Schreibm
üwa den Sunn
und de Wassatrupfn
üwa Lachn va de Kinna

Schreibm mecht i
üwa Gschichtn de im warman Gras liegn
und wia Hahupfa
va oan Menschn zan ondan hupfn
Mei Hand söd nit miad wern
mei Kopf nia laar
des ganze Lebm lang

Catharina Müller, 1994 geboren und aufgewachsen in Efringen-Kirchen, wohnt in Freiburg. Dort arbeitet sie als Sozialarbeiterin M.A. und ist zusätzlich als Lehrbeauftragte an der Dualen Hochschule in Villingen-Schwenningen tätig. Sie schreibt seit ihrer Jugend, zunächst auf Hochdeutsch, dann in Mundart. Erstmals anlässlich des Gerhard-Jung-Wettbewerbs im Jahr 2015. Mit ihren Texten zeigt sie, dass man sich in Mundart kritisch, kreativ, tiefsinnig und auch mal unterhaltsam mit den aktuellen Themen unserer Zeit auseinandersetzen kann. Sie erhielt beim Gerhard-Jung-Wettbewerb „Junge Mundart“ schon mehrere Preise, ebenso bei der „Lahrer Murre“ und bei „Alemannisch läbt!“ der Muettersproch-Gsellschaft, von SWR und BADISCHE ZEITUNG. Sie nimmt auch teil am Landesprogramm „Mundart in der Schule“.

Zit
Me said
Dag werde länger un d Johr werde chürzer
Un ich fahr no zwüsche do un dört
Mi Chopf scho längscht deheim
Mini Füeß no uf de Bremsi un uf em Gas

Roti Ampel
Diisig rot, gelb, grüen
Grüen, gelb, rot
Rägetropfe
Rot, tot
Sie isch eifach heimgfahre
Wie ich hüt
Isch nüt acho
Nüt durchcho
Durch was?

S het gchlöpft
Sie het s, het s nüt gseh
Nüt seh chönne
Ihr Schicksal
D Zuefall...

Evelyne Troxler, 1950 in Mulhouse/Milhüsa/Mühlhausen geboren, ist Tochter von Tony Troxler, dem bekannten Schriftsteller und Schauspieler, der sein Leben der elsässischen Sprache gewidmer hatte. Auch Evelyn tritt als Schauspielerin auf und zwar im «Elsasser Theàter Mìlhüsa» und ist Spezialistin für Lesungen elsässischer Dichtung in Funk und Fernsehen. Sie hat Englisch und Linguistik an der Uni Strasbourg studiert und unterrichtet an der Handelskammer Mulhouse, im Gymnasium Lycée Stoessel und an der Université de Haute Alsace.

Sie ist außerdem verantwortlich für den Elsässisch-Unterricht an Schulen und Volkshochschulen, bildet Dozenten aus und unterrichtet selber Elsässisch. Sie war 25 Jahre lang Gemeinderätin in Mühlhausen, als stellvertretende Bürgermeisterin verantwortlich für die regionale Sprache und Kultur und Initiantin für 300 zweisprachige Straßenbenennungen in der Stadt (Französisch/Elsässisch). Außerdem war sie Mitbegründerin der zweisprachigen Schulen im Elsass.

Aus ihren zahlreichen Veröffentlichungen ragen heraus : J’ apprends l’ alsacien avec Tommy et Louise : Methoda fìr Elsassich lehra fìr Kìnder, mìt Sylvie Troxler und D Gschìchta vum Äpfelbàuim / L’arbre couché mìt Chantal Schurrer un der Elsasserditsch Club, e zweisprochig Biachla fìr Kìnder un Erwàchsena.

Evelyn Troxler ist verheiratet und hat zwei Kinder und ein Enkel.

Ìch trür …

Ich trür um d Kìnder, wu starwa,

waggem  Kriag, äb ìn Gaza odder  Israël, ìn Ükrenia, ìn  Afghanistan, ìn Syria , egàl wu un  wàs fìr a Kriag! Kriag ìsch Kriag, un Kìnder starwa…

Wagga der  Not àn Nàhrung un wagga Wàssermàngel, do wu Kriag ìsch, odder waggem Kriag ìn Ükrenia , odder wagga der  Klimaveranderung  …

Ìch trür um d Kìnder, wu liida,                                                       

wil s Spitàl ìhna nìt halfa kàt un ìhra Verletzunga un Krànketa nìt  heila dur Màngel àn àllem : Medizin, Dokter … ìwweràl wu Kriag ìsch, ohna Üsnahm…

Wil ìhra Pàppa, Màmma umkumma* sìn ìm Kriag un sa allei do stehn, ohna Hìlf…

Wil sa ìn d Fremda gschìckt wora sìn, uf schreckliga Schìffla, wu nìt àkumma, odder sa àui nìt gretta wara, wenn sa àkumma, denn mìr wann nix vu ìhna wìssa…

Ìch trür um d Maidala,

wu ìn Afghanistan uf d Walt kumma, ìma Lànd, wu ìhra Miatra nìmm àls Mensch àgsah wara, sondern àls Sklàva, hìnterm Gatter vu ìhrem Tschador igsperrt, ohna Rachta...

Gabriel Kramer, 1976 im Schweizer Laufenburg geboren, ist nach einer Ausbildung zum Maschinenzeichner und nach Studien an der Schule für Gestaltung in Basel Musiker geworden. Er durfte gerade mit mehreren Vorstellungen erfolgreich sein Jubiläum „30 Jahre auf der Bühne“  mit bisher weit über 2500 Auftritten feiern. Er spielte schon in über 20 Formationen mit und tritt zur Zeit auf mit  „Wunderkram“,  „Dampfbühler“, Hinterwäldler“, „Foifer&Weggli-Trionettli“ und „Mattermania“. Auf inzwischen 15 CDs ist er zu hören, zuletzt mit Hinterwäldler auf „Bluegrass/Country in Mundart (2018) und „rootsmusic/americana in Mundart“ (2020) sowie mit Mattermania auf „Fritz“ mit Mani-Matter-Liedern (2017). Dazu hat er ein Comicalbum „Jahreszeiten“ herausgegeben und das „CH-Folksliederbuch“. Er begleitet seinen Gesang gerne mit der Gitarre sowie allen erdenklichen Saiten-Zupf-Instrumenten. www.gabrielkramer.net

Text-Ausschnitt "Liecht":

nume d Luft wird immer dünner
Schnuufe, schwär
d Luft wird immer dünner
aber s Liecht wird immer meh
so wyt ewäg bin ich no nie gsi
alles vo vorhär isch verby
wahnsinn, was ich alles zruggloh
und gliich wetti nie meh wieder
cho...

Sonja Wunderlin, 1983 in Laufenburg, Schweiz, geboren, ist Naturärztin mit eigener Praxis in Laufenburg und Musikerin. Ausgesprochen vielseitig tritt sie hervor mit Gesang und mit Spiel auf Dudelsack, Chalumeau, Ocarina, Historischen Knochen- und  Hornflöten, Saxophon, Schalmei, Gitarre und Akkordeon. Außer im Duo mit ihrem Lebenspartner präsentiert sie sich auch in den Gruppen TRIONETTLI und Sidian mit Folk-Musik (CD „rostlos“, 2014) und in Schellmery mit historisch inspirierter Musik auf alten Instrumenten (CD „mira clar tenebras“, 2018). Bisher 11 CDs sind mit ihrer Mitwirkung erschienen. www.sonjawunderlin.ch.

En chliine Riss

Wenns di fascht verjagt – gits en chliine Riss
Wenn d di a öppis stossisch – gits en chliine Riss
Wisch im Räge stoogloh – gits en chliine Riss
Platzt der fascht de Chrage – gits en chliine Riss

Ribsch di a der Wält
a dem wo dir nid gfallt
du wirsch älter – du wirsch alt
und dur jede chliine Riss
und dur jede chliine Spalt
chunnt meh Liecht i dini Wält
wo der s Innere-n erhellt
(und öppis Neujis zum Keime bringt)

Gheisch vom höche Ross – gits en chliine Riss
Schüttlet di der Sturm – gits en chliine Riss
Bisch nid gnueg beweglich – gits en chliine Riss
Und es sammle sich – All die chliine Riss...

Sonja Wunderlin und Gabriel Kramer  treten zusammen seit 2005 als Duo WunderKram mit eigenen Liedern und Kompositionen auf, zuletzt festgehalten auf der CD „Fisch un Vogel“ (2014). Zusammen haben sie auch das Liederbuch mit CD „Schwizer Volksliedli“ (2011) herausgegeben.

Markus Manfred Jung, geboren 1954 in Zell im Wiesental, aufgewachsen in Lörrach, studierte Germanistik, Skandinavistik, Philosophie und Sport in Freiburg/Breisgau und Oslo/Norwegen. Er schreibt Prosa, Lyrik, Theaterstücke und Hörspiele in Hochdeutsch und alemannischer Mundart. Er war Lehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium in Schopfheim, ist Schriftsteller und lebt mit der Malerin Bettina Bohn in Hohenegg, Kleines Wiesental. Mit ihr zusammen gab er den Bild-Gedichtband Schluchten von Licht heraus. Demnächst soll der Nachfolgeband Dies geatmete Licht – Des gschnupfti Liecht vorgestellt werden. Zuletzt erschienen der vierte Glossenband wenn i e rebschtock wär , der zweisprachige „hybride“ Prosaband Nebelgischt – Vom Aufbrechen und Ankommen und der Erzälband Vom Glück des Findens – 33 Pilzgeschichten. Er begründete 1989 mit Thomas Burth die „Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt“, die er zusammen mit Volker Habermaier leitet. www.markusmanfredjung.de

wer legt mer ufsmool
liecht uf s hoor
uf d hügel
um mi drum

so ass i mi sih ufsmool
dä langi schatte
wo langsam
vo mer goht

Volker Habermaier, Oberstudiendirektor und Schulleiter des Georg-Büchner-Gymnasiums in Rheinfelden, Präsident des „Hebelbund Lörrach“, ist seit neunzehn Jahren Moderator der Literatur-Werkstatt und der Mund-Art Veranstaltungen. Der aus dem Schwabenland stammende Germanist und Historiker publiziert wissenschaftliche Aufsätze zu literarischen, historischen und musikalischen Themen. Zudem ist er Schulbuchautor und Verfasser fachdidaktischer Arbeiten, auch zur Mundartliteratur. 12 Jahre lang war er Mitglied der Hebelpreis-Jury. Für seine unermüdliche und erfolgreiche Tätigkeit auf diesen Gebieten erhielt er 2022 die „Heimat-Medaille Baden-Württemberg“. Er lebt mit seiner Familie in Schopfheim-Kürnberg.

(mmj, zVg)